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geschrieben von Moritz
am 2015-12-17
Letzte Änderung:
nie
Bombenangriffe
Zwischen Absicherung und Faszination
In Recklinghausen hatte die Familie Jacobs bereits viele Bombenangriffe erlebt, denn Recklinghausen liegt im Ruhrgebiet. In der Nachbarstadt Essen produzierte die Firma Krupp damals Waffen und Munition für den Weltkrieg. Außerdem wurde im Ruhrgebiet Steinkohle für ganz Deutschland gefördert. Deshalb wollten die Kriegsgegner mit aller Macht das Gebiet zerstören, um Deutschland zu schwächen. Es gab schon Monate in denen die Familie Jacobs jede Nacht den Keller ihres Hauses aufsuchen mussten um wenigstens etwas Schutz zu haben. Sobald Bombenalarm gegeben wurde, rannten die Menschen in die Schutzbunker oder Keller, die ihnen zugewiesen worden waren. Für die Jüdische Gemeinde war dies der Keller von der Familie Jacobs. Frau Speck, die auch bei jedem Alarm bei der Familie Jacobs im Keller war, war eine sehr ängstliche Frau. In ihrer Aufregung schaukelte sie das Bett von Jethro so stark, dass ihm Schwindelig wurde. Jethro hatte in dieser Zeit sprechen gelernt und sagte bei jedem Bombenangriff „Schon wieder eine Bombe!“.
Manchmal gingen die Männer hinaus, um einen Angriff zu beobachten. Es hatte eine gewisse Faszination, dachte Erich Jacobs, zu sehen wie zuerst ein Lichtball abgeworfen wurde, sodass die angreifenden Piloten ihr Ziel besser erkennen konnten. Wenn sich eine Angriffswelle näherte, schossen plötzlich die Suchlichter der deutschen Flak wie Pfeile in den Himmel der Nacht und suchten nach feindlichen Flugzeugen. Wurde ein Flugzeug gefunden, setzte das Stakkato der Flugabwehrkanonen ein und es gab oftmals kein Entrinnen.
Die Fenster aller Häuser mussten jeden Abend abgedunkelt werden. Es durfte kein einziger Lichtstrahl nach draußen dringen. Wenn man als Jude sein Fenster nicht sorgfältig genug abgedunkelt hatte, galt man als Verräter und wurde meistens sofort verhaftet und deportiert. Deshalb prüfte die Familie Jacobs Abends immer peinlichst genau, ob auch kein Licht raus drang. Zudem war die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet und Recklinghausen lag in tiefster Dunkelheit. Daher konnte man dann wagen als Jude rauszugehen ohne sofort erkannt zu werden.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)