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geschrieben von Lukas
am 2016-01-03
Letzte Änderung:
2016-03-25
Die schreckliche Reichskristallnacht
Die Quelle aus der sich der folgende Text bezieht wurde von Jethro Jacobs, Erich Jacobs Sohn bearbeitet. Da die Erlebnisse seiner Eltern aus der Reichskristallnacht auch nach 66 Jahren zu schmerzhaft und persönlich und niemand der nicht selbst betroffen war hat das Recht und die persönlichen Todesängste und Albträume seine Eltern zu blicken. Dennoch schilderte er die Ereignisse so genau wie möglich.

Bereits seit 4 Jahren war Erich Jacobs mit seiner Frau Hetti Jacobs verheiratet, sie wünschten sich ein Baby. Im November 1938 verkündete Frau Jacobs glücklich, dass sie ein Kind erwartet. Jedoch sollte das große Glück von Erich und Hetti Jacobs nicht lange anhalten. Am 10. November gingen sie abends zu Familie Aaron um Karten zu spielen und ein paar amüsanten Stunden zu verbringen. Um 23 Uhr gingen sie wieder nach Hause, dort angekommen schliefen sie auch schon sofort ein, kurz darauf wurde Herr Jacobs von schrecklichem Lärm geweckt, er sah wie die Synagoge brannte sowie da Haus der Familie Auerbach. Verzweifelt weckte er seine Frau. Er glaubte die Synagoge hätte von alleine Feuer gefangen und all das wäre nur ein schlimmer Unfall, so weit entfernt war sein Denken von der politischen Lage. Schon wurden die Juden aufgefordert unverzüglich die Wohnungen zu verlassen und nach draußen zu kommen, sofort wurden alle Juden in Gefängnis gebracht. Den nun Gefangen wurde gesagt, dass sie solange dortbleiben müssen bis sie den Brandstifter verraten. Jedoch würde ein Jude niemals einen heiligen Ort zerstören. Später wurde damit gedroht einen nach dem anderen hinzurichten bis der Brandstifter verraten wurde. Auch wenn diese niemanden erschossen hatten, waren Erich Jacobs und die Juden, mit denen er gefangen war, verzweifelt. Nur das Beten half ihnen über die nächste Zeit hinweg zu kommen. Die Männer wurden von ihren Frauen getrennt. Der Rabbi Dr. Selig Auerbach war während der Reichskristallnacht in Berlin, kam jedoch paar Tage später zurück nach Recklinghausen und wurde ebenfalls sofort ins Gefängnis gesperrt. Als es Herr Jacobs erlaubt war zu seinem Haus zu gehen traute er seinen Augen nicht mehr, seine Wohnung war verwüstet worden, er sah überall nur zerbrochenes Glas und zerstörte Möbel, wertvolle Schriftrollen wurden weggeschafft. Nachdem Herr Jacobs wieder in Gefängnis gebracht wurde, wurden alle männlichen Juden in einem großen Saal verlegt. Dr. Selig Auerbach bekam eine Zeitung von den Nazis, er wurde dazu gezwungen diese laut vorzulesen. Er las, dass alle Synagogen in Deutschland verbrannt und alle Juden gefangen genommen wurden. Um frei zu kommen müssten sie eine große Summe Geld zahlen. Um von der schrecklichen Zeit im Gefängnis abzulenken, versuchte der Rabbi den Juden Englisch bei zu bringen. Jedoch konnte sich dafür niemand konzentrieren die Ereignisse hatten sie zu sehr aufgewühlt. Eines Tages war es den Frauen erlaubt ihren Männern das Essen zu bringen. So brachte auch Hetti Jacobs ihren Mann etwas zu Essen. Dabei sagte sie zu ihm, er solle nicht den Mut verlieren egal was passiert. Die Frauen wussten bereits, dass alle am nächsten Tag in Konzentrationslagern gebracht werden sollten, da sie die Verpflegung für die Reise zubereiteten.
Der Leiter der Gestapo von Recklinghausen war ein alter dicker Mann. Immer wenn Nazis dabei waren schrie er die Juden, in Wahrheit tat es ihm leid dies tun zu müssen da er Mitleid mit ihnen hatte, denn er kannte schon seit seiner Jugend viele Juden und wusste, dass sie ehrenvolle Menschen waren. Dies konnten Herr Jacobs und die anderen gefangenen Juden nicht wissen, so sahen sie, wenn sie ihn anschauten den Teufel in Person. Der Leiter der Gestapo schaffte es den Abtransport der Recklinghäuser Juden für ganze acht Tage hinaus zu zögern, und doch kurz vor dem Abtransport kam die Nachricht in der stand, es seien alle Konzentrationslager überfüllt und es sollen keine weiteren Juden geschickt werden. Somit waren die Juden aus Recklinghausen eine der wenigen denen die schlimme Zeit im Konzentrationslagern erspart blieb. Herr Jacobs war dem Leiter der Gestapo sehr dankbar, da er später erst verstand, dass er ihn gerettet hatte. Diese 2 Wochen fühlten sich für Erich Jacobs an wie 2 Jahre und erst nach 3 weiteren Jahren war es ihm möglich mit seiner Familie im aller letzten Moment zu flüchten.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)

  • Korrekturen, mithilfe der englischen Originalfassung, siehe Seite 219
    Vielen Dank an Fredel Fruhman ehem. Jacobs