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geschrieben von Stephan
am 2016-01-05
Letzte Änderung:
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Erich Jacobs' Unterrichtsstil
Zwischen streng und nett, der perfekte Lehrer?
Erich Jacobs' Problem war, dass er mehrere Schüler in verschiedenen Altersstufen genauso unterrichten musste wie andere Lehrer mit nur gleichaltrigen Schülern. Er musste im Prinzip das 1. Schuljahr, das 2. Schuljahr und das 3., 4., 5, 6., 7. und 8. Schuljahr in einer Klasse unterrichten. Eine klare Herausforderung, so extrem unterschiedlichen Schulstoff zu vermitteln. Er überlegte sich für dieses Problem eine simple Lösung. Jede der Gruppen wurde 10 Minuten unterrichtet, eine darauffolgende Stillarbeitsphase schloss sich an. Alle Kinder verhielten sich laut Erich diszipliniert und somit war es möglich diese Stillarbeitsphasen wirklich durchzusetzen. Alle Kinder gewöhnten sich daran während des Unterrichts weder auf Toilette zu gehen, noch mit dem Nachbarn zu reden und ganz besonders nicht vom Unterricht der anderen Gruppen abgelenkt zu werden. Dies war essenziell für diese Unterrichtsmethode, da während Erich Jacobs eine Gruppe unterrichtete, alle anderen Gruppen arbeiten mussten und nicht dort auch noch zuhören konnten. Vom "braunen Onkel", so hieß der Stock damals, sah Erich Jacobs meistens ab, da er es für nicht sinnvoll hielt Kinder zu schlagen und auch keinen wirklichen Nutzen darin sah. Wenn er ihn nutzte, dann nur in Härtefällen und mit "Berechtigung". Für normale Strafen nutzte Erich Jacobs auch heute noch geläufige Strafen, wie zum Beispiel zusätzliche Hausaufgaben oder Nachsitzen. Da Erich Jacobs alle Fächer unterrichten musste, stellten sich natürlich relativ schnell auch Schwächen heraus. Seine Schwäche war Mathematik, doch seine Frau Hetti konnte ihm dabei aushelfen und schrieb ihm alle Lösungen inkl. Lösungsweg auf. Somit konnte er das Fach einigermaßen unterrichten. So wie Erich keine Schläge mit dem Stock verteilte, unterrichtete er auch. Streng, aber nett. Einmal bat er die Klasse sogar nach Draußen, um eine Schneeballschlacht zu veranstalten. Auch er spielte mit, denn Erich Jacobs war sehr sportlich. Zum einen verlangte Erich, dass vor jeder Stunde die einen Tag vorher aufgegebenen Hausaufgaben vorgezeigt werden und auf der anderen Seite vertraute er einigen Schülern sogar so weit, dass er sie in einen anderen Raum schickte, um ihnen zu ermöglichen, dass sie in Gruppen arbeiteten. Diese Sympathie und freundschaftliche Behandlung war laut Erich Jacobs beidseitig. Das verdankte er vermutlich auch seiner offenen Art, jedes Kind konnte nach dem Unterricht mit ihm frei und über alles reden. Erich Jacobs war vor allen Dingen der Hebräisch Unterricht sehr wichtig, doch er schaffte es in den angesetzten Stunden nicht das ganze Pensum zu unterrichten, da es simple gesagt einfach zu viel war. Dennoch vermittelte er die wichtigsten Bräuche und Gebete und ganze wichtig den Besuch der Synagoge jeden Samstag. Alle Kinder besuchten jeden Samstag, meist mit ihren Eltern, die Synagoge. Dies freute selbstverständlich besonders den Rabbi Dr. Selig Auerbach, denn auch hier verhielten sich die Kinder, laut Erich Jacobs, sehr diszipliniert und ruhig.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)