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geschrieben von Canan
am 2016-01-01
Letzte Änderung:
2016-04-26
Let my people go!
Erich Jacobs erhielt 1939 in Kassel die Adresse von Rabbi Schwab. Rabbi Schwab war schon in die USA ausgewandert. Erich fragte ihn, ob er ihm und seiner Familie helfen könne, ein Affidavit für die Auswanderung in die USA zu bekommen. Dabei handelt es sich um eine eidesstattliche Versicherung, mit der sich ein Verwandter oder Bekannter verpflichtet, notfalls für den Unterhalt eines Einwanderers aufzukommen. Rabbi Schwab antwortete ihm nicht.
Die jüdischen Mitbürger erfuhren im Jahre 1938, dass der Konsul der Dominikanischen Republik Visa für die Einwanderung in deren Land ausstelle. Der Konsul verlangte viel Geld für die Zertifikate, die ausgestellt wurden. Viele glaubten, dass dieses Zertifikat deren Leben retten würden. In Wirklichkeit war es bedeutungslos. Das ganze Geschäft war nichts anderes als Betrug, da keine weitere Reaktion erfolgte.
Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 endeten die Hoffnungen auszuwandern. Der Antisemitismus erreichte neue Höhen, die Juden wurden beschuldigt der Grund für diesen Krieg zu sein.
Erich Jacobs bekam sowohl vom Staat als auch von der jüdischen Gemeinde Geld. Viele jüdischen Mitbürger mussten hohe Steuern zahlen. Hinzu kam, dass die Gestapo entschied, wie viel Geld ein Jude in seinem Haus haben durfte. Die monatlichen Bezüge wurden vom Arbeitgeber auf das Konto überwiesen und die Gestapo entschied, wie viel Geld man abheben durfte. Am Ende nahm die Gestapo das ganze Geld, welches auf den Konten verblieben war.
Am 1. Oktober 1939 wurden die jüdischen Lehrer aus dem Beschäftigungsverhältnis beim Staat entlassen und in die Anstellung der Gemeinden überwiesen.
Im Jahre 1940 erhielt die Familie Jacobs ein Telegramm von Hettis Onkel Karl aus New York. Er teilte Erich mit, dass er eine eidesstattliche Versicherung, ein Affidavit für deren Ausreise abgegeben habe. Erich solle den jüdischen Hilfsverein um Unterstützung bitten, ein Durchreisevisa für Kuba zu bekommen. Der Hilfsverein gab eine sofortige Zusage, jedoch wartete die Jacobs Familie vergeblich auf eine weitere Antwort. Zu diesem Zeitpunkt lief bei den jüdischen Organisationen vieles falsch. An den entscheidenden Stellen im Hilfsverein saßen offenbar Leute, die ihre eigenen Verwandten und Bekannten bevorzugten oder Personen, die sie für ihre Hilfe großzügig entlohnten. Affidavits wurden missbraucht oder verschoben.
Reservierungen auf Schiffen, die von Verwandten, die im Ausland lebten, bezahlt worden waren, wurden auf Leute übertragen, deren Leben für bestimmte Offizielle in führenden Positionen wertvoller erschien als das Leben der Personen, für die die Reservierungen ausgestellt waren.
Am 26. September 1940 hatte Onkel Karl die Schiffsreservierung für die Familie Jacobs bezahlt.
Am 7. März 1941 erhielt Erich Jacobs das Einreisevisum für Ecuador. Am 21. März wurde mitgeteilt, dass Japan nicht bereit sei ein Durchreisevisa auszustellen.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)

  • Korrekturen, mit Unterstützung von Erich Jacobs' Tochter
    Vielen Dank an Fredel Fruhman ehem. Jacobs