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geschrieben von Moritz
am 2015-12-26
Letzte Änderung:
2016-05-05
Bremen
Tag 1: 08. September 1941
Am 8.9.1941 verließ Erich Jacobs zusammen mit Hetti und Jethro Recklinghausen mit einem Zug. Ihr Jüngster, der mittlerweile zweieinhalb Jahre alt war, war die ganze Fahrt nach Berlin sehr brav und schien glücklich und zufrieden zu sein. Erich Jacobs hatte eine kleine Matratze für ihn mitgenommen, auf der er schlafen konnte, dennoch schaute er meistens ganz interessiert aus dem Fenster. Am ersten Tag kam die Familie bis nach Bremen. In der Nähe des Hauptbahnhofes fand Erich Jacobs ein Hotel, was bereit war ihn und seine Familie aufzunehmen. Dies war zu der Zeit um 1941 nicht selbstverständlich, weil es Hotelbetrieben untersagt war Juden aufzunehmen und wo auch immer Erich Jacobs hinging er musste darauf hinweisen, dass er Jude war. Meistens bekam er dann den Satz zu hören es seien keine Juden erlaubt. Der Vermieter ging deshalb ein sehr großes Risiko ein. Erich Jacobs war ihm deshalb sehr dankbar und die Familie Jacobs verließ das Zimmer bis zum nächsten Morgen nicht mehr. Mit einem Spirituskocher, der sich im Gepäck befand wärmten sie ein bisschen Milch für Jethro auf. Am nächsten Morgen ging Erich Jacobs sofort zum Konsulat, um einen Ausreiseantrag für seinen Neffen Herbert zu stellen, da er dies seiner Schwester Adele versprochen hatte. Im Februar 1941 wurde Herbert in ein KZ eingeliefert und alle machten sich große Sorgen um ihn. Erich Jacobs erhoffte sich durch den Antrag, dass Herbert aus dem KZ entlassen würde. Wie sich später herausstellte schaffte Herbert es nicht und wurde im KZ umgebracht. Das Konsulat ließ Erich Jacobs nicht einmal eine Nachricht über den Tod Herberts zukommen. Die Zahlungsquittung schickte er mit ein paar aufmunternden Zeilen zu Louis und Adele und dachte sich, wenn sie dadurch ein wenig Hoffnung gewannen, hatte sich der Aufwand schon gelohnt, auch wenn es am Ende nicht erfolgreich war.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)

  • Korrekturen, mit Unterstützung von Erich Jacobs' Tochter
    Vielen Dank an Fredel Fruhman ehem. Jacobs