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geschrieben von Melissa
am 2015-12-29
Letzte Änderung:
2016-05-22
Ankunft in Barcelona
Auch hier ist hungern an der Tagesordnung
Schließlich kam er in Barcelona an. Wieder verteilte das Personal des Joint ihn und die anderen Menschen auf verschiedene Hotels der Stadt. Als das Gepäck vor das Hotel gebracht wurde, merkte Erich Jacobs schnell, dass in Spanien die Welt auch nicht ganz in Ordnung war. Er beobachtete, wie ein junger Mann Brot aus seinem Rucksack stahl. Viele Menschen hungerten zu der Zeit in Spanien und da die Lebensmittel knapp waren, war schon Brot eine Delikatesse. Auch er gewöhnte sich nun wieder daran mit knurrendem Magen ins Bett zu gehen. Das Hotel war ein nicht-jüdisches Hotel, er und seine Mitmenschen konnten also kaum etwas verzehren. Der Joint gab den Menschen wöchentlich etwas Taschengeld, damit sie einige notwendige Kleinigkeiten kaufen konnten. Denn Erich Jacobs und die anderen Menschen durften kein Geld aus Deutschland mitnehmen und waren von der Wohltätigkeit und der Hilfe des Joint abhängig.
Sofort als Erich Jacobs in Barcelona ankam, hatte er Nachforschungen angestellt, ob es in dieser Stadt Juden gab. Er wusste, dass es in Barcelona welche geben musste, weil sein Bruder Alfred es ihm erzählt hatte. Doch keiner gab ihm Auskunft, auch der Leiter des Joint konnte ihm nicht weiterhelfen. Doch eines Tages traf er einen jüdischen Mann, seine Freude war groß, denn der Mann hatte einen elfjährigen Sohn, welchem Erich Jacobs Hebräisch lesen beibringen sollte, er war froh endlich wieder Unterricht zu erteilen. Er machte noch drei weitere Bekanntschaften mit jüdischen Familien und daraufhin folgten noch weitere wie von selbst. Nun hatte er zusätzliches Geld für den Haushalt seiner Familie.
Nur ein einziges Mal nahm Erich Jacobs seinen Sohn Jethro und Frau Hetti mit zu einer der Familien, aber ihm wurde nie wieder angeboten, beim nächsten Mal seine Frau und seinen Sohn noch einmal mitzubringen. Zwar freute sich die Familie, als sie hörte, dass er ritueller Schächter war. Sie hatten seit Jahren kein Fleisch mehr gegessen, da man in Barcelona kein koscher Fleisch kaufen konnte. Nun baten sie ihn, Geflügel für sie zu schlachten. Nebenbei hatte er einen Hintergedanken dabei, den Gott ihm verzeihen vermöge, er hoffte, dass seine Familie zum Essen eingeladen würde und daher auch einmal wieder koscheres Fleisch zu essen bekäme.
Erich Jacobs und seine Familie bekam die Nachricht, dass die gesamte jüdische Gemeinde in Recklinghausen deportiert worden sei. Fast alle Mitglieder wurden umgebracht oder starben im KZ an Krankheit und Hunger.

  • "Wunder geschehen doch noch / Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs" - Erich Jacobs,
    Hrsg. von Siegfried Homann, Karl-Heinz Martini, Franz-Josef Wiemer. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer (Deutsche Ausgabe; ISBN 3-938481-00-5)

  • Korrekturen, mit Unterstützung von Erich Jacobs' Tochter
    Vielen Dank an Fredel Fruhman ehem. Jacobs